Vorbereitung Jungendolympiade 2018

Wie bereitet man sich auf eine Olympiade vor?

Es ist so weit, Klettern ist diese Woche zum ersten Mal olympisch, die Jugendolympiade steigt dieses Jahr in Argentinien und zum ersten Mal mit dabei bei einer Olympiade unsere felsige (Plastik) Leidenschaft. Nicolai und Sandra vom Team Manox sind auch mit dabei von der Gaudi und geben uns Ihre exklusiven Eindrücke wieder. Die erste Frage die uns beschäftigt ist, wie bereitet man sich eigentlich auf eine Olympiade vor? Liest aus erster Hand wie sich die beiden auf Olympia vorbereitet haben.

Die Sportart Klettern ist heuer das erste mal bei den Jugend Olympischen Spielen vertreten. Diese finden heuer von 6. Oktober bis 18. Oktober in Buenos Aires statt. 1999 junge Athletinnen und 1999 Athleten im Alter von 15 bis 18 Jahren kämpfen in 32 Sportarten um Medaillen. Der Wettkampf wird von 06 – 18 Oktober stattfinden, jedoch nur im Olympia-Format Kombination.

Dabei treten die besten 3998 der Welt gegeneinander an (Ganz genau in Geschlecht getrennt, jeweils 1999). Ich habe mich über die Jugendweltmeisterschaft in Innsbruck letztes Jahr qualifiziert. Pro Land dürfen maximal zwei weibliche und zwei männliche Athlen/innen starten. Drei Österreicher dürfen in Argentinien an den Start gehen. (2w, 1m)

Der Bewerb selbst ist in zwei Teile unterteilt, der Qualifikation und dem Finale, wobei in beiden alle drei Disziplinen geklettert werden. Der Ablauf wird gleich oder ähnlich wie bei der Jugendweltmeisterschaft in Innsbruck sein. Jeder Teilnehmer steigt zweimal in die Speedroute ein, wobei immer der bessere Lauf zählt, zusätzlich werden dann noch fünf Boulder und zwei Routen werden geklettert. Die besten sechs der Qualifikation treten dann im Finale gegeneinander an. Im Finale wird sich diejenige Person den Titel holen, die am Ende der drei Disziplinen am wenigsten Punkte hat. Der Modus ist etwas anders wie in der Qualifikation. Zuerst klettert man im K.O. System Speed, das heißt der bessere steigt in die nächste Runde auf, danach kommen vier Boulder und zum Schluss eine Route. Die Punkte ergeben sich, gleich wie in der Vorrunde, aus den jeweiligen Platzierungen die multipliziert werden.
Am besten wäre es natürlich wenn man eine Disziplin gewinnt, weil man dann den Multiplikator eins hat. Das heißt man wird bei der nächsten Platzierung nicht weit hinten landen weil diese mit eins multipliziert wird und es somit zum gleichen Ergebnis ergibt.

Meine Vorbereitungen für die YOG haben bereits im Jänner begonnen. Mein Jahresplan ist in zwei Höhepunkte eingeteilt. Der erste war im April, der Welt-Cup im Bouldern, wo ich den vierten Platz erreicht habe. Die Jugendeuropameisterschaft in Lead habe ich danach auch gewonnen um im Juni eine kurze Pause einzulegen und auf den zweiten Höhepunkt hin zu arbeiten, die YOG. Die Wettkämpfe dazwischen waren für mich „nur“ Probewettkämpfe. Zu denen zählten die Jugendweltmeisterschaft in Moskau (Bronze in Lead), die Jugendeuropameisterschaft in Brüssel (Bronze in Bouldern, Gold in Kombinationswertung) und die Weltmeisterschaft in Innsbruck (Halbfinaleinzug Lead). Ich hatte die Möglichkeit bei den beiden Großbewerben bereits in der Kombination an den Start zu gehen, damit musste ich schon vorher alle drei Disziplinen trainieren.

Nach der HeimWM in Innsbruck war eine kleine Pause von einigen Tagen notwendig um meine Batterien wieder aufzuladen. Die Saison hat heuer schon sehr früh für mich begonnen und entsprechend, brauche ich meine Kräfte auch noch für Buenos Aires. Die Manox Cremen haben mir dabei geholfen, dass sich meine Haut auf den Fingern schnell wieder regenerierten und ich somit wieder voll ins Training einsteigen konnte. Hoffe natürlich, dass ich körperlich nicht allzu müde sein werde und Topleistungen abrufen kann. Ich versuche mein bestes zu geben und Spaß zu haben, denn mit Spaß klettert es sich auch schon viel leichter. Werde es natürlich auch in vollen Maßen genießen, denn so eine Chance, an einer Jugendolympiade teilzunehmen gibt es für mich nur einmal im Leben.

In meiner kurzen Trainingspause hatte ich Zeit, mir wieder meine Wachstumsfugen kontrollieren zu lassen, ob sie nun endlich geschlossen sind. Das Ergebnis war positiv und ich darf jetzt endlich am Beastmaker trainieren. Das ist ein Trainingsboard mit verschieden großen Leisten an denen man mit einem oder zwei Armen hängt um fitter zu werden. Hätte ich natürlich auch schon vorher schon dürfen, aber wir, mein Trainer Ingo Filzwieser und ich, wollten nicht das Risiko eingehen mich zu verletzen. Habe mittlerweile schon ein paar Trainingseinheiten auf dem Beastmaker hinter mir und die ersten Fortschritte stellen sich schon ein.

Die restliche Zeit bis zur Anreise wird Vollgas trainiert damit ich topfit in den Wettkampf starte. Bis wir jedoch zum Klettern kommen, vergehen noch einige Tage in Argentinien und hier haben wir auch Zeit zum akklimatisieren. Wir hoffen natürlich, dass es Trainingsmöglichkeiten für uns gibt, ansonsten müssen wir andere Übungen machen um uns zu aktivieren um nicht allzu träge zu werden. Aber ich denke, dass in Buenos Aires alles sehr organisiert und professionell ablaufen wird und sie uns diese Trainingsmöglichkeit auch geboten werden.

Für unsere Anreise ist schon alles organisiert. Die Reise startet für mich am Dienstag, den 2. Oktober in Innsbruck. Ich fahre mit dem Zug nach Wien, wo der offizielle Treffpunkt stattfinden wird. Von dort aus starten wir um 19:30 Uhr über Madrid nach Buenos Aires.
Für die drei Wochen in Argentinien wurden wir neu eingekleidet. Die Kleidung müssen wir immer tragen und auch bei der Reise selbst haben wir Vorgaben, was wir anziehen müssen. Bei der Ankunft in Argentinien werden wir in das olympische Dorf gebracht, in dem wir dann auch die nächsten Wochen hausen werden.
Die Rückreise beginnt am 19. Oktober mit dem Flug über Madrid nach Wien. Danach fahre ich wieder nach Innsbruck oder ich lege einen Kurzurlaub in meinem Heimatort Straßwalchen ein. Haltet mir die Daumen!

Zum ersten Mal in der Geschichte werden heuer in Buenos Aires, Argentinien Kletterer olympische Luft schnuppern. Als einer der 18 weltbesten Sportkletterern der diesjährigen Juniorenkategorie werde ich in rund zwei Wochen an den Start gehen.

Am 8. Oktober geht es mit der Qualifikation los. Der Modus ist etwas anders wie gewohnt und wie es in der Vergangenheit üblich war. Es wurde nämlich für die olympischen Spiele eine eigene Disziplin eingeführt, die Kombination. Der Wettkampf besteht aus den vorhandenen und altbekannten Disziplinen Lead, Speed und Bouldern. Angefangen wird mit zwei Speedläufen, worauf ein Boulderbewerb im Weltcuphalbfinalmodus und eine Leadroute folgt. Dasselbe auch im Finale der besten 6 am 9. Oktober. Während bzw. vor dem Wettkampf befindet man sich in der sogenannten Isozone (Isolationszone), um den Konkurrenten nicht zusehen zu können und sich daher keinen Vorteil zu erschaffen. Am Ende werden alle drei Ergebnisse aus den jeweiligen Disziplinen miteinander multipliziert. Je niedriger der Multiplikator, desto besser. Der – oder diejenige mit der niedrigsten Summe gewinnt. Ein 1. Platz ist somit extrem viel wert, z.B: 1x2x6 = 12 (sehr niedrig und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Medaille). Derselbe Modus wurde auch schon im Herbst 2017 bei der Kombinations-EM in St.Etienne, Frankreich angewendet, wo ich mich mit einem Sieg im Bouldern, trotz verpatzten Speed und Leaddurchgängen, für das Finale der Top 6 qualifizierte und mir somit das letzte Ticket für diese Sommerspiele sicherte. Auch vor kurzem bei der Kletter-WM in Innsbruck wurde diese olympische Disziplin zum ersten Mal bei einem internationalen Wettkampf der allgemeinen Klasse getestet. Die gesamte Klettergemeinschaft bereitet sich nun auf dieses neue Format vor.

Logischerweise spielte auch das Training in den letzten Wochen bzw. Monaten eine große Rolle. Neben meinen Spezialdisziplinen Bouldern und Lead, musste ich auch immer wieder Speed ins Training miteinbeziehen, um in der Kombination noch bessere Chancen zu haben. Natürlich ist der Zeitaufwand dadurch noch höher und oft lässt es sich auch nicht sehr gut mit meinen Hauptdisziplinen und dessen Training vereinbaren. Auf die Dauer alle drei Disziplinen zu trainieren ist ziemlich aufwändig und meine jahrelangen Disziplinen Bouldern und Lead werden dadurch vernachlässigt.

Die letzten beiden Wochen vor Olympia werde ich noch mehr Richtung Kombination arbeiten und alle 3 Kletterarten so gut es geht ins Training miteinbeziehen. Im Bereich Speed werde ich versuchen meine Zeit von 8.60 Sekunden noch etwas zu verbessern und im Lead vor allem die Kraftausdauer zu stärken. Im Bouldern wird jetzt hauptsächlich wettkampfspezifisch trainiert und versucht die Form zu halten, nachdem die Saison schon extrem lang ist, ist das nicht immer das leichteste. Um mich bestmöglich vorzubereiten war ich auch immer wieder in Innsbruck um gemeinsam mit meinem Trainer Roman Krajnik, der auch Cheftrainer unseres Nationalteams ist und in den letzten Jahren unter anderem sein Heimatland Slowenien gecoacht hat, zu trainieren. Klarerweise ist es ganz was anderes mit so vielen anderen Topkletterern zu trainieren und noch mehr an sein Limit gepusht zu werden. Man motiviert sich gegenseitig und trainiert daher noch härter.

Mein letzter Termin vor Olympia war am 29. September, die Kärntner Boulder Landesmeisterschaft in meinem Heimatort St.Johann im Rosental, welche für mich die letzte Generalprobe ist. Ansonsten werdet Ihr mich höchstwahrscheinlich zumeist im „Boulderama Klagenfurt“ und der „Kletterhalle Villach“ finden, um die letzten wichtigen Vorbereitungen zu treffen. Zwei Termine beim Physiotherapeuten sind auch noch mit eingeplant um meinen Körper richtig in Schwung zu bekommen und topfit nach Buenos Aires zu reisen.

Die Erwartungen sind wie immer sehr hoch. Bei einem Starterfeld von 18 Kletterern, davon zwei aus dem Austragungsland Argentinien, ein Teilnehmer aus Ecuador, ein paar Asiaten sowie Europäer, geht es zuerst in der Qualifikation um die 6 begehrten Finalplätze und dann natürlich um die olympischen Medaillen. Das Ziel ist bis in die Endrunde zu kommen und dort noch einmal um Edelmetall mitzuklettern. Möglich ist es auf jeden Fall, die Fitness passt und auch die Vorbereitungen verlaufen nach Plan. Trotzdem braucht man im Klettern, vor allem in der olympischen Kombination immer ein wenig Glück und einen sehr guten Tag um sein Können auch abrufen zu können!

Am 2. Oktober geht es dann endlich los! Die Reise beginnt mit dem Zug von Klagenfurt nach Flughafen Wien wo wir uns dann mit der gesamten Mannschaft treffen. Von dort geht es dann Richtung Buenos Aires mit einem Zwischenstopp in Madrid. In Buenos Aires sollten wir, wenn alles nach Plan verläuft, um ca. 7:00 Uhr Ortszeit landen. Vom Flughafen erfolgt der Transfer mit dem Bus zum Olympischen Dorf, in welchem wir für die nächsten zweieinhalb Wochen untergebracht sind. Bis zu 7500 Menschen können in diesem für die Olympiade errichteten Viertel einquartiert werden und alle Athleten, inklusive Trainer, Betreuer, Ärzteteams, etc. auch aller anderen Länder sind dort untergebracht. Am 6. Oktober findet dann die große Eröffnungsfeier mit bis zu 300000 Leuten und die Entzündung des olympischen Feuers mit Fußballstar Lionel Messi statt. Das Ganze spielt auf einer riesigen Straße im Zentrum der Hauptstadt ab. Der Kletterbewerb hingegen wird in einer eher am Rande gelegenen Arena an der Küste ausgetragen.

Die Vorfreude ist natürlich riesig und alle Beteiligten können es kaum erwarten hier dabei zu sein. Die Premiere des Klettersports bei einer Olympiade steht vor der Tür und dort als erster österreichischer Kletterer dabei zu sein ist eine Ehre und ein hart erkämpfter Traum der in Erfüllung geht!

Wir wünschen euch euch beide alles Gute und hoffen auf Medaillen 🙂

Team Manox

Sandra Lettner - Österreichischen Meisterin U18 im Bouldern (2018)

Sandras Athletenprofil

Nicolai Užnik - austrian climber

Nicolais Athletenprofil

Interesse an weiteren Artikeln? Einfach hier anmelden.