Bouldern in Südafrika
ROCKLANDS
Während der heißen Sommermonate versucht man irgendwo mit halbwegs kühlen Temperaturen klettern zu können. Die Rocklands in Südafrika haben sich in den letzten Jahren als „Bouldermekka“ etabliert. Aber warum Südafrika? Genau! Während bei uns Sommer ist, ist dort unten Winter – mit angenehmen Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad. Mich hat das Rocklands-Fieber leider auch schon erwischt, im Juli fliege ich bereits zum 4. Mal in den Süden. Trotz meines 4. Besuchs wollen mir die Projekte einfach nicht ausgehen, Blöcke liegen dort nämlich en masse.

Am Ende des Regenbogens war leider kein Goldtopf
Anreise
Je nachdem welche Fluggesellschaft man wählt und wie früh man sich für die Buchung entscheidet, kosten die Flüge nach Cape Town zwischen 600 und 800€ (von München). Wer ein Crashpad mit ins Flugzeug nehmen möchte, sollte bei der Wahl der Fluglinie Acht geben: Emirates und South African befördern das Pad nämlich ohne Aufpreis! Bei der Alpha Farm (mehr dazu unter „Unterkunft“) kann man Pads auch gegen Bezahlung ausleihen. Die Mindestflugzeit beträgt rund 14 Stunden (mit Stopp in Johannesburg), bei Zwischenstopp in Dubai brauchst du mindestens 18 Stunden.
Mietauto
„Be gentle it’s a rental“ ist der typische Autovermietungs-Slogan. Spätestens auf der Dirtroad hat man den Spruch vergessen, rast über die Schlaglöcher und ist froh, dass es nicht das eigene Auto ist. Der Mietautoverleih befindet sich direkt am Flughafen von Kapstadt, jedoch sollte man schon im Vorhinein gebucht haben und nicht spontan versuchen, eines zu mieten. Da wir Kletterer sowieso immer knapp bei Kasse sind, buchen wir meistens die kleinste Autoklasse und stopfen so viel Personen wie möglich rein, stimmts? 😉 Es ist voll ok, die Pads mit einem Spanngurt auf dem Autodach zu befestigen, wenn möglich sollte das nicht direkt vor der Autovermietung geschehen, sondern etwas unauffälliger ums Eck. Aus eigener Er-fahrung kann ich sagen, dass ein Auto für 3 Leute ausreichend ist. Der Preis für ein kleines Mietauto für 3-4 Wochen beträgt ungefähr 300€, was pro Person und für den Zeitraum gesehen, sehr billig ist. Die Fahrt vom Flughafen nach Clanwilliam dauert ungefähr 3 Stunden. Clanwilliam ist die kleine Ortschaft bevor es auf den Pass in die Rocklands geht.

Ist das Auto zu klein, müssen die Pads aufs Dach
Einkaufen
Wenn man an Clanwilliam vorbeifährt, sollte man gleich die Gelegenheit ergreifen und im Superspar Lebensmittel und andere Dinge, die man im Appartement benötigt (zB. Klopapier, Abwaschutensilien), einkaufen. Die Strecke bis zur Alpha Farm oder Travellers Rest auf der anderen Seite des Passes nimmt noch ca. 35 Minuten in Anspruch. Die Währung in Südafrika ist „Rand“, wobei 1€ ca. 16 Rand entspricht. Preislich sind wir hier weit unter dem österreichischen Niveau, vor allem beim Fleisch im Supermarkt. Fleisch in besserer Qualität kann beim Metzger erworben werden. Mit etwas Glück hat dieser sogar ein Straußen-Ei, welches der Menge von 12 normalen Eiern entspricht. Auch weit unter unserem Preisniveau wird in Clanwilliam der Tank von Tankwarten aufgefüllt. Diesen sollte man vor der Weiterfahrt noch etwas Trinkgeld zustecken.
Unterkunft
Die beliebtesten Cottages sind definitiv die bei Becky und James, die die Alpha Farm betreiben. Hier gibt es das „Hen House“, wo man sich mit Frühstückskreationen, Kaffees und anderen Leckereien verwöhnen lassen kann. Das gratis WLAN ist auch ein Grund, warum sich dort so viele Leute aufhalten, jedoch sollte man sich von der Qualität und Schnelligkeit des WLAN’s nicht zu viel erwarten und die Zeit in Afrika eher für eine „Handy-Auszeit“ nutzen. Letztes Jahr gab es einen „Waffle-Wednesday“ und einen „Pizza-Friday“, bei denen man reservieren musste, weil der Andrang so groß war.
Die vielen Cottages von Charité (Travellers Rest) befinden sich etwa 5 Minuten von der Alpha Farm entfernt. Dort heißt der Treffpunkt mit kostenfreiem (aber funktionierenden) WLAN „Farmstall“. Für die kochfaulen Boulderer unter uns wird dort Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert. 2018 gab es an 2 Tagen in der Woche ein „All you can eat“ Buffet mit südafrikanischen Fleischspezialitäten und Malva Pudding als Nachspeise. Kaffee, Ansichtskarten, Mitbringsel etc. können dort ebenfalls erworben werden. Bei „de Pakhuis“ und „Klein Kliphuis“ können auch Cottages gemietet werden, diese fassen aber nicht so viele Leute und aus Erzählungen weiß ich, dass der Strom gerne ausfällt oder das Dach undicht ist.

Sonnige Rasttage mit Kaffee beim Hen House.
Das Flair von der Alpha Farm und auch die Qualität/Ausstattung der Cottages ist um einiges besser wie im Travellers. Bei beiden Unterkünften muss man leider inzwischen fast schon ein Jahr im Voraus reservieren, da sonst alles ausgebucht ist. Genau so ging es uns heuer: im Februar entschieden wir, 2019 wieder 4 Wochen in Südafrika zu verbringen – im Juli. Natürlich war kein einziges Bett mehr frei und wir mussten uns anderwärtig umsehen. Als Airbnb in Clanwilliam auch keine passenden Unterkünfte mehr zur Verfügung hatte, bekam ich etwas Panik: denn auf den Campingplatz bringt mich keiner für 4 Wochen! Glücklicherweise fanden wir in Clanwilliam auf einer Orangenplantage noch nette Unterkünfte, die uns ein Bekannter empfahl. Warum ich vom Campen abrate? Weil es in den Rocklands die meiste Zeit untertags kalt ist (CONDITIONS!) und in der Nacht noch kälter. Somit sitzt man 24/7 in der Kälte und einem fehlt die nötige Regeneration um harte Boulder durchzusteigen. Wir Mädels sitzen sogar in der Unterkunft in Schlafsäcken herum, weil es durch die Steinwände, die undichten Fenster und Türen trotz Feuer einfach nicht warm wird.
Bouldergebiete
Inzwischen gibt es Unmengen an verschiedenen Gebieten, bei denen man Schwierigkeitsgrade von 5A bis 8C+ findet. Ohne Guidebook läuft dort unten nicht viel, daher unbedingt vorab eines bestellen! Notfalls kann man bei dem online Führer 27crags auch immer wieder mal nachschauen, falls im Hen House auch kein Guide aufliegt. 2018 brachte Scott Noy die sehnsüchtig erwartete Neuauflage des Führers heraus, welche leider in meinen Augen ein absoluter Flop ist: keine Formatierungen auf den 478 Seiten des Buches. Das heißt, es ist alles in der gleichen Schriftgröße und -art geschrieben, was die Orientierung und das Durchblättern sehr unübersichtlich gestaltet.
Seit einigen Jahren muss man ein Permit kaufen, um offiziell in den Rocklands boulder zu dürfen. Die Genehmigungen sind im Hen House oder beim Travellers Rest erhältlich und sollte immer mitgeführt werden, da ab und an ein Kontrolleur durchs Gebiet streift. Das Geld des Permits kommt den Bauern und Grundbesitzern zugute.
Auf dem Pass befinden sich die Gebiete: The Rhino, Roadside, Roadcrew, Fortress, Cedar Spine, Cedar Rouge – neu dazugekommen sind The Section und The Gallery. Hier befinden sich auch die längsten Zustiege: bis zu 40 Minuten. Am Pass sind erfahrungsgemäß auch die meisten Leute, vor allem im Sektor Roadside, wo sich die Klassiker „Sunset Arete“ 7C+, „Caroline“ 7C+, „Pendragon“ 8A und „Freaking Heights“ 6C+ befinden. Der Vorteil vom Pass: es ist am kühlsten von allen Gebieten und meistens auch windig, daher nach einer Regenphase am ehesten trocken. Ein leichtes Schmankerl im Roadcrew Sektor ist „The roof is on fire“.

Karo in “Pendragon” 8A // Roadside

Karo in „The Roof is on Fire“ 6B // Roadcrew

Karo in “The Rhino” 7B+ // Rhino

Karo in “Caroline” 7C+ // Roadside
Auf der anderen Seite des Passes, also Richtung Clanwilliam gibt es auch 3 Gebiete: „Campground“, „Lower Pakhuis“ und „Teagarden“. Im Campground befinden sich Boulder wie „Tea with Elmarie“ 8A/+, „The Arch“ 8B, „John Denver“ 7A. Im Teagarden ist der Klassiker „Black Shadow“ 8A+ aufzufinden und noch 2 weitere coole 7C, die wirklich eine Begehung wert sind. Im Lower Pakhuis gibt es außer „Mooiste Meisie“ 8B+ und „Olifants Dawn“ 8B+ keine besonderen Empfehlungen.
Auf der anderen Seite des Pass‘, also die Seite wo Travellers und Alpha Farm sind, gibt es: „8 day Rain“, „Sassies“ und das „Plateau“, welches sich in 13 kleinere Sektoren unterteilt. Wer gerne viele leichte und mittelschwere Boulder klettern möchte, sollte unbedingt auf das Plateau! Die neuen Gebiete heißen unter anderem: „Realm“, „The Coop“, „Eland“, „Danger Zone“.
Karo Sinnhuber in “the stimulator” 7C // The Section
Wenn du zum ersten Mal in den Rocklands bist, empfehle ich dir einfach jedes Gebiet zu besuchen und zu klettern. Nicht projektieren, sondern einfach nur klettern und genießen. Du wirst es sonst bereuen, so viel Zeit in einen Boulder investiert, und all die anderen 7483920 nicht probiert zu haben. Als angemessene Urlaubsdauer sind in meinen Augen 3 Wochen das Minimum, 4 Wochen ideal und alles andere darüber Luxus.
Weitere Schmankerl
- Barracuda 8A
- Barracuda Rail 7B
- Black Velvet (dyno) 8A
- Gliding through the waves 8A
- Kiesl 7A
- Macho King 7C+
- Minki 7C
- Shosholoza 8A
- Slash and Burn 7B
- The Hatchling 8A
- The Rhino 7B+
- The Section 7C
- Un Petit Hueco dans Rocklands 7B+
- Witness the Sickness 8A

Karo Sinnhuber in “Un petit Hueco dans Rocklands” 7B+ // Sassies
Tiere
Wirklich gefährlich sind eigentlich nur die Spitting Cobra und die Puffotter, welche aussieht wie ein Baumstamm und einfach liegen bleibt, sobald sich Menschen nähern. Das macht die Puffotter so gefährlich, denn wenn man sie übersieht und auf sie tritt, beißt sie zu. Wer einer Spitting Cobra begegnet, sollte möglichst seine Augen durch eine Sonnenbrille o.ä. verdeckt haben, denn diese Gattung hat es darauf abgesehen, ihr Gift in die Augen des Opfers zu spritzen. Falls man in einem Sektor am Pass von einer giftigen Schlange gebissen wird, ist die Wahrscheinlichkeit des Überlebens, laut Einheimischen, leider sehr gering. Denn der Weg zum Auto zurück beträgt mindestens 25 Minuten und die Fahrt ins nicht besonders gut ausgestattete Krankenhaus in Clanwilliam beträgt weitere 20 Minuten. Also aufpassen!!
Die Baboons, welche oft über die Straße laufen während man Autofährt, sollten in freier Wildbahn unbedingt gemieden werden!

Auch wenn sie süß aussehen, sind sie ziemlich gefährlich.
Autostopper
Die Autostopper sind immer dankbar, wenn sie mitgenommen werden. Meistens wollen sie nur über den Pass, um in Clanwilliam einkaufen gehen zu können. Also falls ihr das Auto nicht voller Pads habt, nehmt hin und wieder jemanden mit :-).
Essen
Rund 1 Stunde Autofahrt von den Rocklands ist der „Lamberts Bay“ entfernt. Dieser Spot ist ein MUST-VISIT, wenn man in Südafrika ist. Das Fischrestaurant fischt und kocht nur bei Reservierungen ab 15 Personen, also einfach ein paar andere Boulderer fragen, ob sie Lust haben mitzukommen. Das „All you can eat“-Buffet startet um ca. 19 Uhr, jedoch zahlt es sich wirklich aus, zum Sonnenuntergang schon am Strand zu sein. Wichtig: viel warme Kleidung mitnehmen, denn man sitzt unter freiem Himmel.

Kochstelle am Lambers Bay

Sonnenuntergang am Lamberts Bay
Montags ist „Burger Monday“ bei der De Kelder Bar in Clanwilliam. Das bedeutet, es gibt 2 Burger zum Preis von 1. Das wiederrum bedeutet, 2 Burger um umgerechnet ca. 3€! Leider führt der große Andrang oft zu langen Wartezeiten, welche bei guter Gesellschaft aber schnell um sind.
Restdays
An den unbeliebten Rasttagen bietet es sich an sich mit Laptop, Büchern und Kartenspielen ins Hen House oder den Farmstall zu begeben. Hier kann man locker einen Tag verbringen, vor allem wenn es regnet. Beim Farmers Market in Clanwilliam kann man ziemlich gut Essen, Kaffee genießen und Mitbringsel shoppen. Hier empfehle ich unbedingt den Maracuja-Schnaps (inkl. Kernen) und die Dattelbälle zu kaufen! Kapstadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man mehr als einen Rasttag einplant. In Capetown kann man shoppen und Sehenswürdigkeiten ansehen und dann zum Cape of Good Hope weiterfahren, dem südlichsten Punkt Afrikas. Wer Lust auf Pinguine hat, sollte in „Simons Town“ halt machen.

Cape of Good Hope

Die Pinguine am Strand der Simons Town
Auf dem Weg nach Kapstadt befindet sich eine Schokoladenfabrik, bei der man eine Führung inkl. Verkostungen buchen kann.
Vielleicht sieht man sich in den Rocklands oder in Cape Town 🙂
eure karo

Steckbrief Karo Sinnhuber
Jahrgang: 1995
klettert seit: gefühlt 1995, wirklich 1999
arbeitet: als wannabe Pro-climber
mag: jegliche Art von Essen!
mag nicht: volle Kletterhallen und schlechtes Wetter
mag manchmal: einfach nicht aus dem Bett raus
aufgewachsen: dank meinen Eltern in verschiedensten Klettergebieten 😀
kletterte: ihre erste Route (für Nina, 4-//Frankenjura) im Alter von 4 Jahren
boulderte: bis 8b und hoffentlich noch schwerer